Montag, 16. August 2021

Zurück vom einwöchigen Frauencamp...

 

...fühle ich mich soooo unendlich reich beschenkt, dass es dafür kaum Worte gibt. Was für ein Labsal, im Kreis von wertschätzenden und zugewandten Frauen ganz einfach die zu sein, die wir sind. Mit allem, was uns ausmacht - Freude und Trauer, Fragen und Irritationen, der unbändigen Lebensfreude, aber auch mit einer frisch ausgelösten Kränkung, die eine alte Kränkung freilegt und der Bearbeitung zugänglich macht, der Angst vor Ablehnung, der Sehnsucht nach Abenteuer und Ursprünglichkeit, dem Wunsch nach tiefer Verbundenheit, Authentizität und Heilung. 


Der zauberhafte Platz der Wildnisschule Waldschrat (KLICK) hat uns auch in diesem Jahr willkommen geheißen, getragen und mit all dem Zarten, das aufblühen und all dem Starken, das ausgedrückt werden wollte, wohl behütet. Das Wetter war das perfekte Campwetter - tagsüber die Wärme und der Sonnenschein des Hochsommers und nachts immer wieder mal ein erfrischender, reinigender und nährender Regen. So war die Natur versorgt und wir konnten täglich das Lagerfeuer entzünden. Das Jipi hat sich seit meinem letzten Besuch in ein Tipi verwandet, der Kesselsee uns in seiner Schönheit berührt und gleichzeitig erfrischt und gereinigt. 


Wir waren insgesamt zehn Frauen; einige davon kamen von sehr weit angereist. Es waren sogar Ingrid aus Österreich, Ursula aus der Schweiz und Martina aus Freiburg dabei. Aber auch der Norden war gut vertreten. Und wir zehn Frauen haben uns auf eine gemeinsame Forschungsreise begeben, um die Verbundenheit mit uns selbst, miteinander und mit der Natur zu stärken und herauszufinden, wie es ist, einander ganz wahrhaftig zu begegnen. Nach und nach lernten wir uns immer tiefer kennen, öffneten uns für uns selbst und füreinander. Besonders bedeutsam für eine Öffnung war, dass jede Frau genau so willkommen war, wie sie ist.

Wir waren im Fuchsgang und dann mit Eulenblick im Wald unterwegs, fanden eine vom Sonnenlicht angestrahlte Lichtung, die uns dazu einlud, uns ganz bewusst ins Licht und in den Mittelpunkt zu stellen. Das war für einige Frauen gar nicht einfach. Und doch ist es so heilsam, sich wichtig zu nehmen und auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen liebevoll zu achten. 

Wir sangen ganz viele Lieder am Lagerfeuer...


...gingen mit persönlichen Anliegen in die Natur und empfingen hilfreiche Antworten. Die Themen waren so unterschiedlich wie die Frauen selbst. Es ging um das Zulassen von Gefühlen, das Leben von Sinnlichkeit und Genuss, die Fragen, wie mehr Gelassenheit ins eigene Leben einziehen, die Verbundenheit bewahrt oder die Angst vor dem Scheitern überwunden werden kann. Sogar eine dringlich formulierte Lebensfrage und Aufforderung wurde mit in die Natur genommen: 

Wer willst du sein? 
Entscheide dich! 

Die Geschichten wurden dann innerhalb der Woche im Kreis geteilt und gespiegelt, um ganz in der Tiefe der Frauen zu landen. Und auch hier wurde noch einmal deutlich, dass eine jede Frau FÜR ALLE ANDEREN FRAUEN MIT ihr Thema in den Wald getragen und die Antworten eingesammelt hat. So universelle Weisheiten wurden empfangen und dann in den Kreis geschenkt! Wow...


Die Frauen holten Holz aus dem Wald, sägten tote Fichten in Lagerfeuerlänge und bereiteten für das nach uns kommende Camp einen Vorrat vor, so wie auch wir den für uns vorbereiteten Vorrat nutzen durften. Wir holten Wasser für den Abwasch aus dem See, kümmerten uns um die Komposttoiletten, kochten täglich frisches vegetarisch-veganes Essen und belebten den Platz mit unserem Sosein, mit unserem Lachen, unserer Lebendigkeit, unserem Fühlen und Wirken.

Wir durften gleich am ersten Tag den Seeadler bestaunen, der über den Platz flog. Die Kraniche waren ebenso präsent wie die Schwarzspechte mit ihren lustigen Flug- und anderen Rufen, aber auch Ringelnatter, Libellen in den unterschiedlichsen Farben, Zauneidechse, Wespenspinne und Raupe, immer wieder der blaue Blitz = der Eisvogel, die Biber mit ihren vielfältigen Spuren, die Waschbärfamilie, die allabendlich die Campküche nach Köstlichkeiten durchsuchte und noch sooo viele Gefiederte, Vierbeinige und Krabbeltierchen. Überpräsent war das Volk der Mücken und hat uns echt herausgefordert. 

Meine schönste Tierbegegnung war das gemeinsame Schwimmen mit einem Biber durch den See. Er war so nah, dass ich seine Schnurrhaare sehen konnte. Ich war beinahe hypnotisiert und bin in immer gleicher Entfernung neben ihm hergeschwommen. Magie pur!

Wir kamen in tiefen Kontakt mit den Pflanzenleuten, indem wir die Brennnessel dankbar zu Schnüren verarbeiteten, die Samen ernteten, trockneten und über unseren morgendlichen Haferbrei streuten. 

Wir schnitten Beifuß, streiften Blätter und Samenstände von den Stängeln, ließen sie im Schatten trocknen und rollten sie zu Kügelchen als Räucherware. 

Und wir bauten Rasseln aus der Rohhaut eines Hirsches. Dafür fand jede Frau ihren ganz besonderen Griff im Wald, der beschnitzt, geschmirgelt und geölt wurde. Wir füllten die Rasseln mit dem Sand der Gegend, damit sie in Form trocknen und gaben dann kleine Steinchen vom Seeufer hinein, schmückten sie mit gefundenen Federchen oder gesägten, fein geschliffenen und geölten Amuletten oder Muscheln. So entstanden Rasselunikate, die die Frauen nun auf ihrem weiteren Weg begleiten und an die besondere Zeit im Camp erinnern dürfen. Hier sind sie noch nicht ganz fertig, sondern bereit, zum Trocknen aufgehängt zu werden. 

Und so sah unsere Draußenwerkstatt aus...


Hier sind die Rasseln fertig...


Noch soooo viel mehr erlebten wir in dieser reichen Woche, dass ich sicher eine weitere Woche bräuchte, um alles zu erzählen. Aber die meisten der Erfahrungen wollen nun sanft gehütet und behutsam in den eigenen Alltag integriert werden. 

Ich danke Euch Frauen für Euern Mut, Euch auf Unbekanntes einzulassen, für Eure offenen Herzen, die schmutzigen Füße, die zerzausten Haare, die liebevolle Zugewandtheit, die geteilten Worte und die leuchtenden Augen. 

Und ich danke Euch, liebe Teamfrauen Alex und Janka...


...für Eure Tatkraft, Euern Weitblick, Euer liebevolles, warmes, unterstützendes Wirken, Euer Anpacken, Eure Blickigkeit, Euer Engagement, Eure Fürsorge, Eure strahlende Schönheit. So gern habe ich mit Euch zusammen gearbeitet und freue mich auf viele weitere Gelegenheiten! 

Tief berührt und voller Liebe grüßt Euch

Jana

P. s. Die wertschätzenden Feedbacks der Frauen verlangen nach einem Extrapost, denn dieser ist schon soooo lang...

1 Kommentar:

Els hat gesagt…

Das muss einen schönen Aufenthalt gewesen sein, liebe Jana !!!