Ich bin noch immer zu Hause und das ist gut so.
Und obwohl mein Arbeitsunfall ein klitzekleiner war, ist er doch bedeutsam genug, mich innehalten zu lassen, zumindest mental (Unkraut jäten mit der anderen Hand geht...) (Meiner linken Hand geht es auch wieder gut, allerdings meinem Ellenbogen noch nicht so ganz. Er bekommt jetzt tägliche Reizstromgaben, die ich mit liebevoller Aufmerksamkeit anreichere…)
Der positive Nebeneffekt der Krankschreibung (Was für ein Wort!) = Pausenzeit ist der, dass ich meine Achtsamkeit schulen und meinen Alltag, meine Arbeit etc. hinterfragen kann. Und während ich das schreibe, denke ich gleichzeitig: Was für hochtrabende Worte! Achtsamkeit schulen… Alltag hinterfragen… Dabei geht es nun wirklich nicht darum, mehr Anstrengung in mein Leben zu bringen, sondern wieder mehr Leichtigkeit zuzulassen. Und ebenfalls gleichzeitig nickt die alles untersuchende Forscherin in mir (Ich winke Dir zu, Cambra.) und murmelt ihr weises Mantra: AHA – so ist es also gerade…
Weitere Gedanken: Meine Begeisterungsfähigkeit ist der Brennstoff, der mich durch das Leben trägt, mich beflügelt und mich so vieles lieben lässt – schöpferische Tätigkeiten und sinnliche Genüsse, Begegnungen mit Menschen und Tieren, Blumen und Bäumen. Mein größtes Potenzial ist meine Fähigkeit zu staunen und zu spielen, mich immer wieder überraschen zu lassen, im Alltäglichsten die Schönheit zu entdecken und zu würdigen. Oft stecke ich damit andere Menschen an. Und das liebe ich auch – begeistert gelebte geteilte Augenblicke!
Meine größten Stolpersteine hingegen sind die früh und tief verinnerlichten Grundüberzeugungen: “Ich muss Leistung bringen!” und “Ich muss es allein schaffen!” Wenngleich mein Kopf verstanden hat, dass ich jederzeit “Stopp!” und “Nein!” sagen oder um Unterstützung bitten kann, heißt das noch lange nicht, dass dieses Wissen für immer “in den Leib gesunken” und umsetzbar geworden ist. Mal gelingt es, mal nicht. Es ist der alte Tanz: Zwei Schritte vor und einer zurück…
Zyklisch gelebtes Leben. Mit Krisen- und Zweifelzeiten, mit geweinten Tränen und grummelndem Groll, mit Liebe, die das Herz überfließen lässt, mit einem Augenzwinkern und einem lauten Lachen, das aus dem großen Zeh kommt. Aktuell weine ich jedoch eher.
Und nein, ich brauche keine erhobenen Zeigefinger, wenn sich die alten Glaubenssätze in meinem Leben wieder einmal breit gemacht haben, denn Strenge mir selbst gegenüber habe ich genug. Ich brauche auch keine Ratschläge, denn wie heißt es so klug: “Ratschläge sind auch Schläge.” Was ich brauche? Ich brauche die liebevolle Würdigung dessen, was ist. Und zuallererst brauche ich das von mir selbst.
PS: Möge ich mich zu allen Zeiten daran erinnern, dass ich meinen Zeigefinger unten lasse und ungefragt keine Ratschläge erteile.
PPS:. …und prompt fallen mir zig Situationen ein, in denen ich anmaßend genug war zu glauben zu wissen, was für den- oder diejenige gut wäre. Ich will nachsichtig mit mir sein. Ich lerne.
PPPS: Momentan bin ich erschöpft. Die Müdigkeit ist so groß, dass ich mich – wie bei meinem medicine walk - auf die, nach Ernte der Zuckerrüben frisch umgepflügte, weiche Erde legen, mich halten und tragen, von der Sonne wärmen lassen und einschlafen will. Und während ich schlafe, darf mir neue Energie zufließen…
Danke!