...feierten wir am vergangenen Freitag. Aufgrund von Urlaub und Krankheit trafen wir uns in einem kleinen Frauenkreis von nur vier Frauen. S., Du hast das Fest wundervoll vorbereitet und gestaltet! Danke Dir und danke uns allen. Denn wieder war unser Miteinandersein tief und berührend, habe ich uns
– in all unserer Einzigartigkeit – ganz nah und verbunden erlebt. Es ist immer
sooo erhellend, wie die Zeitqualitäten einer Jahreszeit sich auch in uns,
unserem Alltag, unseren Beziehungen, unserem Erleben und unserem Handeln zeigen.
Beim Schnitterinnenfest geht es um die Kornernte und thematisch auch darum, einen Schnitt in ein ZUVIEL zu setzen und den klaren Zeitpunkt für den
Schnitt deutlich wahrzunehmen.
Nachdem wir auf unserem Platz – einem bereits abgeernteten
Stoppelfeld – angekommen waren, das Fest mit einem Handkreis und gemeinsamem Tönen
eröffnet hatten, gingen wir auf einen kleinen Spaziergang, um natürliche
Schätze zu finden. Jede Frau hatte bereits vor dem Fest Kräuter gesammelt, die - gemeinsam mit den gefundenen Schätzen - zu
Beginn des Festes auf dem Stoppelfeld zu einer schönen Mitte ausgelegt wurden. Außerdem hatte jede Frau eine kleine Garbe
gebunden und mitgebracht, die wir als Dank für die Kornernte, die uns
alljährlich unser Brot sichert, auf dem Feld stehen ließen.
Es war so schön
zu sehen, dass die Einzigartigkeit einer jeden Frau sich auch in ihrer
gebundenen Garbe zeigte: Größe, Leuchtkraft, Wildheit und Struktur waren
vertreten… Das ist ein so schönes Beispiel dafür, wie gut es tun, sich in aller Individualität zu leben und sich genau so auch zu zeigen. Dann können sich alle im besten Sinne
gegenseitig inspirieren und sich voneinander bereichern lassen. Und so war auch
ein verbindendes, in der Redestabrunde aufgetauchtes Schwerpunktthema des
Abends die Selbstakzeptanz. Außerdem die uns allen vertraute Wenn-dann-Falle:
Wenn ich schlanker bin, dann…
Wenn ich mich noch gesünder und achtsamer ernähre, dann…
Wenn ich mehr Sport mache und endlich meine Methode gefunden habe, dann…
Und genau da hinein ging unser Schnitt...
Die Abendsonne
zauberte goldene Streifen auf das Feld, der Himmel veränderte unablässig seine
Farbe – von blau zu grau. Weiß-graue Wolken flogen und zogen über uns hinweg.
Für einen Moment zeigte sich uns sogar ein Regenbogen. Ein Starenschwarm überquerte unseren Platz. In der Ferne begleiteten uns die Kraniche mit ihren unverwechselbaren Rufen. Ein Reh ließ sich sehen. Später – als es wieder regnete – setzten wir uns unter eine schützende Eiche, die ihre Äste auf das Feld streckte und sich uns als Dach anbot. Wir aßen dort unser Abendessen und teilten unser Blut mit einem Mückenvolk. Das letztere nicht unbedingt freiwillig...
Die Kräuter verwandelten wir zum Abschluss des Festes, als die Dämmerung dem Land bereits die Farbe geraubt hatte, in Räucherstäbe. Sie können uns nun mit ihrem Duft und ihrer Heilkraft, der in ihnen gespeicherten Energie dieses Schnitterinnenfestes an das erinnern, was uns wichtig ist:
Wir sind wir selbst und erkennen uns an - in all unserer einzigartigen Schönheit!
Wir sind wir selbst und erkennen uns an - in all unserer einzigartigen Schönheit!