Es war ein wunderbares Erlebnis mit vielen interessanten Menschen und beeindruckenden Momenten. Ich bin dankbar, dabei gewesen zu sein und möchte auch im nächsten Jahr nach Vlotho kommen. Das ist mein kurzes Fazit eine Woche nach dem Spinntreffen im Labenbachhof in Bayern. Meine wenigen Fotos sind längst nicht ausreichend für einen Gesamteindruck, deshalb guckt doch auch HIER bei Uli, HIER bei Andrea und HIER auf der Seite der Handspinngilde.
Ein herzliches Dankeschön geht an die OrganisatorInnen des Spinntreffens und ein ganz besonderes an Barbara, die immer den Überblick und ruhig und liebevoll, aber auch klar und bestimmt (so schön wie im Logo der Handspinngilde gezeichnet) die Fäden in der Hand behielt.
Aber nun ein wenig ausführlicher: Empfangen wurden wir nach der achtstündigen Autofahrt mit liebevollen Gesten - es gab ein Namensschild mit einem handgesponnenen Faden in Gelb-Orange, das meine Freundin Stini und mich als "Spinntreffen-Frischlinge" auswies. Außerdem bekam jede Anreisende einen Einzugshaken mit handgedrechseltem Griff als Willkommensgeschenk. Barbaras Söhne versorgten uns mit Essensmarken und diversen Infos zum Ablauf. Dann bezogen wir unser Doppelzimmer unter dem Dach des Labenbachhofes. Der Samstag Abend stand unter dem Zeichen des Ankommens und sich Beschnupperns, viele kannten sich jedoch bereits und freuten sich über das Wiedersehen, (was der Geräuschpegel vermuten ließ ;)). Über 100 Frauen (und wenige Männer) mit ihren Spinnrädern in mehreren Kreisen sitzend... Ein imposantes Bild mit Gänsehautcharakter! Es hat sich mir als Bild der Fülle tief eingeprägt. So unterschiedliche Menschen mit so geballtem Wissen in einem Raum - was für ein Schatz!
Dieses Wissen spielte am Sonntag, dem Tag des - in Gemeinschaft von Schafhalterverein Traunstein e.V. und Handspinngilde e.V. organisierten - Schaf-Woll-Festivals, ebenfalls eine große Rolle. Die praktische Umsetzung war für die Besucher beim öffentlich zu verfolgenden Wettbewerb "Vom Schaf zur Kleidung" hautnah mitzuerleben. Drei Kleingruppen mit je vier Teilnehmern überzeugten mit ihren textilen Fertigkeiten unter extremem Zeitdruck. Aufgabe war es, innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit ein tragbares Kleidungsstück aus bis dahin unbehandelter Rohwolle herzustellen. Hier ist Karin in Aktion zu sehen (Schön, auch Dich mal "in echt" kennen gelernt zu haben!):

Und nur wenig später das fertige Dreieckstuch...

Alle drei Wettbewerbsgruppen beeindruckten mit ihrer Leistung.


Andere Teilnehmer des Spinntreffens hatten die Möglichkeit, ihre textilen Fähig- und Fertigkeiten zu zeigen, indem sie hand-gefertigte Kleidungsstücke für die umfangreiche Modenschau zur Verfügung stellten. Außerdem gab es im Vortragssaal Fachvorträge zu verschiedenen Themen rund um die Wolle, das Handwerk und das Schaf. Mein Vortrag handelte vom "Spinnen und Filzen in der Therapie". Aufgrund von PC-Problemen am Vorabend war ich aufgeregter als mir lieb war, so dass ich leider nur einen Teil des sehr interessanten Vortrages von Helga Heubach "Zur Bayerischen Tradition des Spinnens und Webens" miterlebte, alle anderen Vorträge verpasste, weil ich mich um mein flatterndes Herz und mein Laptop kümmern musste. Es hat mich jedoch sehr berührt, wie groß das Interesse am therapeutischen Aspekt der textilen Handwerke war und wie viele Menschen mich noch im Nachhinein ansprachen, um über ähnliche Erfahrungen zu berichten.
Was jedoch wäre das Schaf-Woll-Festival ohne Schafe bzw. Tiere?



Natürlich fehlte auch ein Marktplatz nicht, auf dem einiges an spinnbarem Material, aber auch Spinnräder und Zubehör, Strickwolle und fertige Produkte angeboten wurden. Davon gibt's kein Foto, denn ich wollte mich zurückhalten und hielt mich auch zurück. ;) Meine einzige materielle Errungenschaft ist ein Strangwickler aus Essigbaum, der gleichzeitig Handschmeichlerfunktion hat.
Ideell habe ich jedoch so richtig profitiert. Am Montag begannen nämlich die Kurse. Ich war bei Tine Woodvine...
...im Kurs "Von dünn auf dick - Effektgarne spinnen" und erfuhr viele Tipps und Tricks. Besonders verbunden fühlte ich mich Tine durch ihren spielerischen Ansatz, auch mal das zu tun, was "man" mit dem Garn bzw. den Fasern eigentlich nicht tut, Reste zu verwerten, sich von Fehlern nicht einschränken, sondern eher anregen zu lassen usw. usf. Danke Dir herzlich, Tine! Hier ein Foto von der Herstellung eines Probestranges "Wild gewordenes Bouclé-Garn":

Stini besuchte Tines Kurs "Wolle mischen ohne Werkzeug". Auch sehr spannend! Hier verzwirnt sie gerade einen Probestrang mit sich selbst...
Mein zweiter schon lang herbeigesehnter Kurs hieß "Türkische Socken" bei Claudia Heinze-Schäfer.
...und hier einige ihrer pflanzengefärbten Schätze...
...sowie mitgebrachte Prachtsocken, -söckchen, -füßlinge, -handschuhe...
Und - JA! Ich habe es gelernt! An einem Kleiner-als-Baby-Socken nämlich... Und überhaupt hat Claudia meine ganze Bewunderung! Trotz der kurzen Zeit von nur drei Stunden am Vormittag des Abreisetages hat jede Frau die nötige Begleitung und Unterstützung bekommen, was durch das kleckerweise Eintreffen der Teilnehmerinnen mit Sicherheit nicht einfach war.
Hier bringt Claudia gerade einen mysteriösen Fehler an meinem Mini-Socken in Ordnung...
(Dass es nicht bei diesem Mini geblieben ist, werdet Ihr in meinem nächsten Post lesen können. ;) Und was zum Lehrgeld dazu gehört, ebenfalls...)
Hier die Könnerin Angela mit flinken Nadeln in den ebenso flinken Fingern...
Gern hätte ich noch weitere Kurse besucht! Am allermeisten interessierte mich das Filzen mit naturbelassener Wolle, angeleitet von Heidi Greb. (Vielleicht lässt sich da jedoch 2010 noch ein "Heimspiel" organisieren. Heidi ist jedenfalls nicht abgeneigt, mal ein paar Tage nach Mecklenburg zu kommen. ;)
Und das sind die Kursteilnehmerinnen meines eigenen Kurses "Wilder Netzzwirn" mit ihren Ergebnissen...
Mit vier Monaten war Anna die jüngste Teilnehmerin und immer dabei...

Ich danke Euch für den schönen Vormittag; es hat mir richtig viel Freude gemacht, mit Euch zu spinnen!
Frevelhaft ist es, kaum draußen gewesen zu sein, gerade weil die Natur dort ganz traumhaft schön ist. Hier einige Impressionen vom viel zu kurzen Atempausenspaziergang...
Aus Grün wurde Weiß. Zu unserer Verblüffung gab es zum Abschluss nämlich Schnee. Hier ein früh morgendlicher Blick aus unserem Zimmer...
...als passende Einstimmung für die folgenden Winterurlaubstage bei der Ölbergalm. Dazu später mehr...