Donnerstag, 28. November 2019

Ein Wildniscamp für ehemalige Drogenkonsumenten und Spendenaktion

Wie fühlt es sich für Dich an, wenn Du eine richtig gute Idee hast, die dringend umgesetzt werden muss?

Bei mir klopft dann mein Herz auf ganz besondere Weise, ich rede schneller und fühle mich, als würde ich in meiner Lebendigkeit pulsieren. Dann bin ich angeschlossen an eine innere Weisheit, die keine Zweifel erlaubt. Es ist ein JAAAAAA aus vollem Herzen. So war es auch, als mir die Idee kam, gemeinsam mit einem von mir sehr geschätzten ehemaligen Patienten, inzwischen zertifizierter Wildnispädagoge, ein Wildniscamp für ehemalige PatientInnen anzubieten. Es ist sooo naheliegend, oder!? Jan als Experte für das Hineinwachsen und das Aussteigen aus dem Drogenkonsum und ich als Menschenbegleiterin mit 20jähriger Erfahrung - was wir zusammen auf die Beine stellen können!!!  Wer weiß, vielleicht wird daraus ein wildes wiederkehrendes Jahrestreffen, eine inspirierende Auftankstelle, ein Ort zum Weitergeben von Erfahrungen und Bewältigungsstrategien, ein Raum des Sichberührens, des Sichverbindens, eine Community, in der sich Menschen durch die Höhen und Tiefen ihres Lebens begleiten. Das ist unsere Vision.

Inzwischen arbeite ich bereits in meinem 20. Jahr in einer Rehaklinik für Abhängige von illegalen Drogen, die aus der Drogensucht aussteigen wollen. Während meiner Ausbildung zur Ergotherapeutin hatte ich die Klinik durch ein Praktikum kennengelernt und wusste sofort, dass ich dort arbeiten werde. Die suchenden Menschen haben mich schon damals berührt und interessiert. Wenn Dich meine Grundhaltung und die Inhalte meiner Arbeit interessieren, kannst Du HIER (KLICK) noch mehr darüber lesen. 

Täglich bin ich dankbar, dass ich in meine geliebte Arbeit alles einfließen lassen kann, was ich selbst als kostbar und heilsam erlebt habe und erlebe. Ein grundlegendes  Ziel meiner Arbeit ist es, Menschen bei der wachsenden Akzeptanz des eigenen So-Seins und der Aussöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte zu unterstützen, denn den Boden für Wandlung bildet das ANNEHMEN. Und das gilt aus meiner Erfahrung nicht nur, aber besonders für die Sucht. Wenn wir etwas in uns, in unserem Leben verändern wollen, führt der Kampf gegen das Unerwünschte kaum zu einer langfristigen Änderung. Im nächsten Schritt ist wichtig zu verstehen, welches GESUNDE Bedürfnis unter der Sucht liegt und über den Konsum (wenngleich auch nur zu einem Teil) befriedigt wird. Die anschließende Entwicklungsaufgabe ist es, sich genau dieses Bedürfnis im Alltag auf andere Weise zu erfüllen. So kann der Drang, konsumieren zu müssen, nach und nach natürlich zurückgehen. Deshalb liegt mein Hauptaugenmerk in der Arbeit auf dem liebevollen Erforschen der Sinnhaftigkeit aller gelernten Strategien und Integration der verletzten Anteile. So entsteht Mitgefühl mit sich selbst und dadurch auch mit anderen Menschen und Geschöpfen. Nähe und Verbundenheit wachsen und die Fähigkeit zu lieben und sich geliebt zu fühlen, nimmt zu. 

Und gleichzeitig ist es sooo bedeutsam, dass sich die PatientInnen auch nach abgeschlossener Entwöhnungsbehandlung neue inspirierende, beglückende und vor allem erfüllende Erfahrungen im Alltag erlauben, die nach und nach die gewohnten Muster überschreiben können. Jan ist das beste Beispiel dafür. Ich vermute, dass hinter der hohen Rückfallquote noch eine andere Sehnsucht steckt - die Sehnsucht nach einem sinnstiftenden Leben und daß das "Funktionieren" im Alltag diese Sehnsucht häufig nicht ausreichend befriedigt. Und genau an dieser Schnittstelle setzt unser 1. Wildniscamp für Ehemalige an. Es ist die Weiterführung der auf der Therapie (oder bereits auf dem Tiefpunkt der Krise) begonnenen Forschungsreise und heißt GEMEINSAM RAUS - REIN INS LEBEN. 



Wenn die Idee Dein Herz berührt und Du dieses Projekt unterstützen willst, so dass auch Ehemalige teilnehmen können, die am Existenzminimum leben, hilfst Du sehr mit einer Spende an den Clean e. V. Und im Namen der Frauen und Männer, die durch Dich unterstützt werden, sagen wir DANKE!!! 

Hier kommt die Bankverbindung:

Kontoinhaber: Förderverein Clean e. V. 
Sparkasse Mecklenburg-Nordwest
IBAN: DE97 1405 1000 1200 0115 26
BIS: NOLADE21WIS
Zahlungsgrund: 1. Wildniscamp für Ehemalige 2020

Der Clean e. V. stellt - wenn gewünscht - eine Spendenbescheinigung aus, die bei Ursula Lüth per Email unter Uschi.Lueth@median-kliniken.de angefordert werden kann.

Montag, 25. November 2019

Ein Wiederholungstraum oder Geborgenheit im Bauch der Erde...

Während einiger Jahre meines Lebens - genauer vom 9. bis zum 18. Lebensjahr - hatte ich einen immer wiederkehrenden Traum, der mir auch heute noch in allen bedeutsamen Einzelheiten präsent ist: 

Ich träumte, ich sei bei dem Besuch einer Tropfsteinhöhle von meinen Eltern im Inneren der Erde vergessen worden. Vorher waren wir zusammen mit einer Reisegruppe durch verschiedene Gänge gegangen, haben die Stalaktiten und Stalagmiten bestaunt, trugen alle einen Regenponcho, auf den es heruntertropfte, sahen eine Hexenfigur, die als automatisierte lebensgroße Puppe einen Backschieber in den Händen hielt, geformten Brotteig in einen Lehmbackofen hinein- und später die gebackenen Leibe wieder herausholte. Die Besucher der Höhle konnten diese Brote kaufen. Auch gab es eine riesige Ritterrüstung, die in einer Wandnische stand und weitere Attraktionen, die ich nicht mehr erinnere. Irgendwann wurde die Höhle geschlossen, wurden die Lichter gelöscht. Es gab nur noch einen feinen irrisierenden Hauch von Licht. Ich war allein in der Fast-Dunkelheit unter der Erde und hatte Angst. Sie schnürte mir Brust und Kehle zu, so dass ich kaum atmen konnte. Da sah ich, dass die Ritterrüstung lebendig wurde, ihren Platz in der Wandnische verließ und mit metallisch knirschenden Geräuschen in den Tiefen der Höhle verschwand. Mit wild klopfendem Herzen drückte ich mich in die Höhlenwand und hoffte, nicht gesehen zu werden.  Dann wurde auch die Hexe lebendig, stieg aus der automatisierten Haltung heraus, band sich die Schürze ab und hängte sie an einen Haken. Sie nahm sich einen Brotleib und verließ den Ofenbereich. Ich zitterte vor Angst und wollte in der Höhlenwand verschwinden, als sie mich bereits entdeckt hatte. Mit freundlicher Stimme und liebevollem Blick sprach sie mich an und fragte: Was tust du denn hier? Hast du dich verlaufen? Ich antwortete: Meine Eltern haben mich vergessen. Daraufhin bot die Hexe mir an, mich mit in ihr Zuhause zu nehmen. Sie sagte, dass ihr Mann, der Hexenmeister, sicher schon ein Abendessen gekocht hätte, dass ich mit ihnen essen und dort übernachten könne und früh am Morgen, wenn die Höhle erneut für Besucher geöffnet würde, brächte sie mich zum Eingang. Die Hand der Hexe fühlte sich warm und stark an, der Hexenmeister war freundlich, die warme Suppe und das frisch gebackene Brot schmeckten köstlich, im Kamin brannte ein lebendiges Feuer und das Bett, in dem ich schlafen durfte, war weich und warm. Wie noch nie zuvor in meinem Leben fühlte ich mich geborgen, gehalten, getragen und gewollt...

Hier endete mein Trost-Traum - mitten im Gefühl von Geborgenheit und Wärme... Diesen Traum träumte ich immer wieder in besonders herausfordernden Situationen in meinem Kinder- und Jugendlichenleben, immer dann, wenn ich mich ohnmächtig ausgeliefert fühlte und verzweifelt war. Das Besondere an diesem Traum war die erlebte Wandlung aus der Angst in die Geborgenheit. Später genügte es schon, mich in der Höhle wiederzufinden, um zu wissen: Gleich ist alles gut... Seither verbinde ich norddeutsches Flachlandpflänzchen mit Höhlen tiefste Geborgenheit. Höhlen gibt es hier jedoch nicht.

(Durch meinen Wiederholungstraum habe ich die Kraft der Träume erfahren und erstmals verstanden, dass es nicht nur eine Ursache und somit einen kausalen Aspekt der Träume gibt, sondern dass diese Phänomene Sinn und Ziel und damit auch einen finalen Aspekt besitzen. Und deshalb arbeite ich in den Coachings auch soooo gern auf Seelenzentrierte Weise mit Träumen (KLICK).)
 
Deshalb war einer der berührendsten Momente im Schwarzwaldurlaub unser Besuch in der Bärenhöhle. Ich war so von Dankbarkeit erfüllt und es gab wunderbarerweise eine Zeit, in der Rainer und ich ganz allein in einem Raum der Höhle waren. In diesen Augenblicken kamen Töne aus meiner Kehle - Töne der Dankbarkeit an unsere wunderbare Erde. Rainer hatte - ohne dass ich es mitbekam - sein Handy auf Aufnahme gestellt...

Donnerstag, 7. November 2019

Hoch über Baumwipfeln fliegen oder mit dem Gleitschirm abwärts...


Vor drei Jahren (VOR DREI JAHREN!!!) schenkte ich meinem Gefährten einen Gutschein für einen Tandem-Gleitschirmflug. Und weil es schön ist, auch als Paar (mit im Alltag ganz unterschiedlichen Vorlieben und Interessen) einige Erfahrungen miteinander zu teilen, schenkte ich mir ebenfalls einen solchen Flug. Allerdings gibt es bei uns in Norddeutschland keine Berge und deshalb zog es sich von der Absicht bis zur Umsetzung soooo lange hin. Die gemeinsame Herbsturlaubswoche im Schwarzwald machte es möglich. Sie gab genügend Spielraum, um einen Zeitpunkt zu erwischen, dessen Witterungs- und Sichtverhältnisse den Gleitschirmflug erlaubten. Aber so ganz einfach war es trotzdem nicht. Das Wetter in den Bergen ist nicht sehr berechenbar. Es gab viel morgendlichen Nebel, der sich nicht auflösen wollte, denn wir sind inzwischen im Herbst angekommen. Dass es in dieser Jahreszeit kaum Thermik gibt, wussten wir bis dahin auch nicht. Jetzt sind wir schlauer.

Übrigens: Ich hatte und habe immer mal wieder mit Höhenangst zu tun. Z.B. wenn ich auf Leitern steige und auf Treppen, die den Blick in die Tiefe erlauben. Ich ging also davon aus, dass die Erfahrung des Gleitschirmfluges eine Grenzerweiterung sein würde. Letztlich gab es jedoch nur einen kurzen Moment, in dem mein Herz besonders klopfte und das war der Augenblick des Loslaufens bergabwärts. Nach ein paar Schritten hob der Gleitschirmflug uns jedoch schon in die Luft und ab da war es einfach nur wundervoll. 

Mein Gefährte und ich erlebten es ganz ähnlich - wir fühlten uns gehalten und getragen und in jedem Moment sicher. Den Herbstwald unter mir zu sehen und den Bäumen auf den Kopf zu schauen, war schon sehr besonders. Und das Schaukeln im Himmel - einfach grandios. Ich danke sehr für diese Erfahrung und hätte gleich ein weiteres Mal abheben können. Aber da zog der Nebel schon wieder über das Land...

Allzeit guten Flug, lieber Elias (KLICK)! Werbung wegen Verlinkung