Das Fest Samhain im Jahreskreis ist vergangen und läutete die Dunkelzeit ein. Wieder feierten wir Frauen ein besonderes Ritual. Nach der Willkommensräucherung ging jede Frau mit einem gefalteten Papierboot schweigend in die Dunkelheit. Wir wanderten aus dem Dorf über das Feld durch den Wald zum Flüsschen im Nachbardorf, um dort unser Boot ins Wasser zu setzen und uns symbolisch von dem zu verabschieden, was wir loslassen wollen. Jede hatte sich bereits zu Hause auf dieses Abschiedsritual vorbereitet und einen Zettel beschrieben, der vom Boot mitgenommen wurde. Danach gingen wir schweigend zurück.
Wieder an unserer festlichen Mitte angekommen, zündete jede Frau drei Teelichter an – mit einem Licht wurden die weiblichen Ahnen, mit einem weiteren die männlichen und mit einem dritten die vorangegangenen Kinder der Familie benannt. Es folgte eine kurze Runde, in der jede Frau über die für sie momentan bedeutsamen Entwicklungen sprechen konnte, so dass wir umeinander wissen.
Während wir in einer weiteren Runde jede einen Ahnen vorstellten, formten unsere Hände gleichzeitig aus einer Kugel aus grob schamottiertem Ton ein Gefäß, das unseren Ahnen gewidmet ist.
(Wenn die Gefäße getrocknet sind, werde ich sie im Tonofen bei 950 °C brennen und im geschrühten Zustand zum nächsten Jahreskreisfest wieder mitbringen. Dann kommen sie ins offene Feuer und werden geschmaucht, bekommen die typischen Brennbacken und verändern dadurch ihre Farbe. So sind Erde, Wasser, Luft, Feuer, Ahnengedenken und Weiberkraft in ihnen vereint.)
Es folgte eine Ahnenreise. Mit einem leckeren Mahl und wie immer jahreszeittypischen Speisen beschlossen wir dieses Fest.
Damit ist für mich zum ersten Mal der Jahreskreis in dieser Weise durchschritten. Und es ist, wie ich es vermutete, ein deutlich bewussteres Durch-das-Jahr-gehen. Ich nehme die jeweilige Zeitqualität wahr und kann dadurch eher mit als gegen die Zeit leben. Danke, Ihr Frauen, dass es Euch gibt!
11 Kommentare:
Was für ein tiefes Ritual. Ich spüre es förmlich.
Danke für´s teilen.
Grüße von Roswitha
Ich glaube so ein Ritual muss man, um es richtig nachempfinden zu können, miterlebt haben. Es ist für mich etwas fremd, aber sehr interessant.
Liebe Jana, ich wünsche dir, das du, gestärkt durch diese Rituale gut durch die "Dunkelzeit" kommst.
Liebe Grüße Ute
Wunderschönen Feier Jana !
Wenn die keltischen Ahnfrauen geahnt hätten, wie furchtlos Frauen heute in dieser besonderen Nacht übers freie Feld laufen, hätten sie sich vielleicht gewundert - damals blieb man wohl eher im Haus, wenn die Anderswelt draußen herumspukte ;) Jedenfalls denke ich, dass ihr euer Fest schöner und fröhlicher gefeiert habt als sie damals. Mit Wärme, Vertrauen, sich-Gutes-tun - "frauenfreundlich" eben...
Lasst uns die dunkle Zeit genießen.
Liebe Grüße,
Brigitte
Schön - erdig - weiblich!
Ich liebe deinen Eintrag!
Euer Samhain Ritual hört sich wunderschön an! Die Ahnen zu ehren und sie bei sich zu tragen gibt viel Kraft und ist ein schönes Gefühl.
Ich wünsche Dir einen golden leuchtenden November mit viel Wärme und Licht!
Liebe Grüße,
Kathrin
schön, wenn frau sich in der gemeinschaft aufgefangen und getragen fühlen kann.
katrin
Ich habe über dieses Wochenende von meinem ältesten Sohn erklärt bekommen, warum für ihn Samhain wichtig ist und er es feiert. Er ist sehr männlich, mein weiblicher Sohn. Er freut sich darauf, dass er in den kommenden Jahren, mit seiner Frau, seinem kleinen Sohn, 6Mt, diese weibliche Mystik zeigen kann. Er wird sich männlich weiblich leben, so wie wir ihm mitgegeben haben, dass der Mensch in uns ist.
Ich danke Dir für Dein an der Hand nehmen.
christineM
Spannend! Ich muß spontan an Cambra Maria Skadé denken, an 'Verwurzelt fliegen' zum Beispiel.
Deine Postings gefallen mir sehr, alles, worüber Du schreibst.
Schön, wenn Rituale nicht nur nachgeahmt, sondern aus einem selbst kommen. Es gibt nichts kraftvolleres.
Liebe Grüße, Ulrike
Schön!
Liebe Grüße
von Birgit
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