An welches Naturerlebnis aus deiner frühen Kindheit erinnerst du dich gern?
Die erste Erinnerung, die mir spontan einschoss, ist das Spielen und Verstecken in einer dicken alten Brombeerhecke in der Nähe unseres Gartens. Dort waren verschiedene Räume hineingeschnitten worden, die uns als Höhle dienten. Wir – meine Schwester, einer unserer Cousins und ich – waren dort gut geschützt und vor den Augen der Menschen verborgen.
Eine andere Erinnerung – auch in der Nähe unseres Gartens: Ich war als kleines Mädchen auf einem Wild-Wiesen-Hügel, legte mich hin, presste die Arme eng an den Körper, rollte in rasender Geschwindigkeit den Berg hinunter und genoss das Schwindelig-Gefühl.
Was passiert, wenn du rausgehst, um Natur mit allen Sinnen zu erleben?
Je länger ich draußen unterwegs bin, umso tiefer spüre ich meine Verbundenheit mit allem um mich her – Tieren und Pflanzen, Bäumen und Vögeln, der Erde unter und dem Himmel über mir, Wind und Wasser. Ich tauche in die Natur ein und bin gleichzeitig auch zutiefst mit mir selbst verbunden. Ich bin draußen ZU HAUSE und am allerliebsten allein und zu Fuß unterwegs. Dieses Foto entstand auf meiner diesjährigen Draußenzeit. Im Mai wanderte ich für eine Woche durch das Sternberger Seenland, suchte mir allabendlich einen Schlafplatz im Wald und genoss die tiefe Verbindung. Was ich dort noch für Abenteuer erlebte, wollte ich Euch eigentlich auch noch erzählen. Aber die Zeit reist weiter…
Welche Landschaften magst du besonders?
Früher hätte ich auf diese Frage sofort geantwortet: Den wilden Ostseestrand, die unzugängliche Steilküste. Inzwischen sage ich – ich liebe die wilden Landschaften ganz besonders, die ungezähmten. Wie gut jedoch, dass sich mir die Entwicklungskraft der Natur überall zeigt. Ob es ein toter Baumstumpf ist, der den Pflanzen und Tieren zur Nahrung dient..
…ob es die in der Regenrinne wachsende Birke ist, ob es Holunder und Brennnessel sind, die verlassene Grundstücke wieder zur Natur werden lassen. Und ich liebe den Wald. In alten Wäldern, die es hier in meiner Heimat kaum noch gibt, bin ich von vibrierender Liebe und Ehrfurcht erfüllt. Aber mich rühren auch die kleinen Schonungen, in denen die Bäume von Menschenhand dicht an dicht gepflanzt wurden. Ich habe Mitgefühl mit den kleinen, von denen die meisten sicher nicht alt werden. Ich liebe das sanft gewellte und dadurch so einladend und weiblich wirkende Land hier in Mecklenburg. Das gleichzeitige Vorhandensein von Meer und Bergen hat mich in Nordirland sehr beeindruckt.
Wie sieht er aus, dein Garten oder der deiner Träume?
Unser Garten ist der Garten, der von unserer Vermieterin angelegt wurde. Die ersten Jahre habe ich gebraucht, um ihn durch die Jahreszeiten und die wechselnden Gesichter hindurch kennen zu lernen. Nach und nach habe ich begonnen, ihn zu verwandeln. Sanft. Schließlich waren die Pflanzen schon vor uns hier. Viele Pflanzen, die ich als nicht passend zueinander empfand, habe ich meinem Vater gegeben oder im Klinikgarten untergebracht, so dass der Garten immer mehr zu meinem/unserem Kräuter- und Blumenstaudengarten wird. Weil es hier Bataillone an Nacktschnecken gibt, kann ich leider kein Gemüse ziehen und muss auch bei Blumen und Zierpflanzen darauf achten, dass sie nicht zur Leibspeise dieser Geschöpfe gehören. Ein Stiefkind der besonderen Art ist der Vorgarten vor dem Häuschen. Da bin ich wirklich ratlos und immer mal wieder kurz davor, für tabula rasa zu sorgen und ihn völlig neu anzulegen…
Mein Traumgarten ist ein Garten, der durch das ganze Jahr hindurch blüht, wächst und sein Gesicht verändert. Dicht an dicht wachsen Blumen über Blumen, die zahmen und die wilden Kräutlein nebeneinander, überall summt und brummt es. Es gibt lauschige Plätzchen, an denen ich still sitzen und die Tiere und Vögel beobachten kann, einen Totholzzaun, eine bunte Wildhecke aus Sträuchern, die Früchte tragen und zu ihrer Zeit geerntet und verarbeitet werden können. Ein Teil der Beeren bleibt für die Vögel hängen. Alljährlich zieht sich der Igel hierher zur Winterruhe zurück. Eine Feuerstelle gehört ebenso in meinen Traumgarten wie Sträucher von Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren. Ein Apfelbaum (natürlich ein Boskop), ein Pflaumenbau, eine Süßkirsche, eine Schattenmorelle, eine Sauerkirsche und ein Birnbaum dürfen hier wachsen. (Nachtrag: Fast hätte ich den Quittenbaum mit den duftenden Früchten vergessen.) Und weil der Garten groß ist, hat auch ein feiner Walnussbaum seinen Platz. Ein Gemüsebeet, in dem so viele frische knackige Gemüse wachsen, dass wir zwei einen Großteil unserer Ernährung aus dem Garten bestreiten können. Zwischendrin wachsen diverse Färbepflanzen. Und überall gibt es Wegweiser für die Nacktschnecken, die sie höflich auf das unbebaute Nachbargrundstück leiten. Es gibt verschlungene Pfade durch den Garten und keinen einzigen geraden Weg. Zwischendrin stehen Skulpturen aus Holz zum Berühren. Hach… Bei dieser Vorstellung schmelze ich förmlich dahin…
Was geht in dir vor, wenn du dir die Zeit gibst einen Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang bewusst zu erleben?
Immer mal wieder schenke ich mir einen Sonnenauf- oder –untergang. Hier (KLICK) kannst Du lesen, wie ich einen Sonnenaufgang erlebte, den ich mir selbst zum Geburtstag geschenkt hatte. Zu unserem letzten Jahreskreisfest, der Herbst-Tag-und-Nachtgleiche, gehörte eine kleine Medizinwanderung. Ich ging ein Stück aus dem Dorf, setzte mich dann an den Wegesrand, um der Sonne beim Untergehen zuzusehen.
Und wenn ich für einen klitzekleinen Moment die Augen abwandte, dann wieder zurückschaute, war das Bild bereits ein anderes. Ich lernte von diesem Sonnenuntergang, nichts aufzuschieben, all das auszusprechen, was ausgesprochen werden will, meinen Lieben zu sagen, dass ich sie liebe, aber auch Ärger auszudrücken und Konflikte zu klären (so es in meiner Macht steht). Die untergehende Sonne hat mich daran erinnert, dass ihr Untergang einen einzigen unwiederbringlichen Tag unseres kostbaren Lebens beschließt.
Angenommen, ich käme irgendwann mal dorthin, wo du lebst. Was würdest du mir für einen Tagesausflug in die Natur deiner Region empfehlen?
Ich würde Dich hier herzlich willkommen heißen, Ghislana (KLICK), Dich mit einem feinen Essen bewirten, Dir ein Lunchpaket und eine Kanne Tee einpacken und Dir empfehlen, aus der Haustür zu treten, Dich intuitiv auszurichten und Deinem Bauchgefühl zu folgen. Denn die Natur ist überall und die Abenteuer finden dort statt, wo wir uns in ihr begegnen.
Danke für Deine Fragen (KLICK), liebe Ghislana!
Einige habe ich weggelassen, weil es gerade jetzt genug ist. Vielleicht greife ich sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf.
5 Kommentare:
Liebe Jana,
Du hast da gerade meinen Traumgarten beschrieben, nur mit einigen anderen oder zusätzlichen Obst tragenden Bäumen - Danke dafür, dass Du Deine schönen Naturgedanken hier mit uns teilst, das ist einfach wunderbar.
Herzliche Dir,
Ev
(Und gerade jetzt muss ich an den Weg durch das Moor am Zarrentiner See denken, der mich letztes Jahr so in vollen Zügen hat genießen, sehen, riechen, hören, träumen lassen hat)
Liebe Jana, wie freue ich mich, dass du deine Gedanken aufgeschrieben hast, hab Dank dafür. Deine Antworten sind mir so vertraut, da ist viel ähnliches Erleben. Weißt du, das tut doch so richtig gut zu wissen, da gibt es Frauen, die rausgehen ohne Scheu, mit Liebe zu allem Lebendigem. Und ich hoffe weiter, dass sich das noch viel viel mehr Frauen trauen und es genießen oder genießen lernen. (Heute morgen erst hörte ich wieder: "Mitten im Wald wohnst du? Das wäre mir zu einsam." Dabei geht es mir wie dir, ich bin am liebsten allein und zu Fuß draußen unterwegs. An so einem Traumgarten pflanze ich auch, nur mit den Obstbäumen, das ist schwer auf dem leichten Waldboden hier. Dir ganz, ganz liebe Grüße und klar, über eine Fortsetzung freue ich mich, und es gibt keinen Grund zur Eile. Ghislana
da sind wir uns ja traumgartenmäßig sehr nah! wunderbar, wie du ihn beschreibst! den tipp mit den wegweisern für nacktschnecken werde ich nächstes frühjahr hier auch einführen ;-)!!
liebe grüße, mano
jetzt weiss ich, was meinem garten noch fehlt - wegweiser fuer die nacktschnecken:) aber ich glaube, die koennen hier nicht lesen.... obwohl, soooo eine plage sind sie hier auch garnicht - es sei denn, man pflanzt basilikum oder sowas in erreichbare naehe. aber ein traumgarten ohne eine gemueseecke? das wuerde mir fehlen, wenn es auch oft fuer mehr arbeit sorgt, als ich grad brauchen kann:) du koenntest dir vielleicht hochbeete aufstellen? aus holz sehen sie nicht gar so kuenstlich aus, und wenn man oben entlang eine kante aus metall anbringt, die nach aussen gebogen ist, sollten sich auch die schnecken in grenzen halten... aber - es macht natuerlich auch arbeit und die ist meist grad dann am aergsten, wenn man es am wenigsten brauchen kann:)
viele gruesse von der gruenen insel, wo dies nun scheinbar die einzige "sommerwoche" des jahres sein wird.
Bettina
Liebe Jana,
Wie schön Du Deine Erlebnisse in der Natur beschreibst, Danke!
Ob ich es wohl auch einmal schaffe eine Draussenzeit einzulegen? Das stelle ich mir traumhaft vor!
In der Gegend wo ich aufgewachsen bin, im Hohgantgebiet im Berner Oberland, liegt eine Hochmoorlandschaft, wie sie schöner nicht sein kann. Dorthin würde ich Dich mitnehmen, diese Landschaft bleibt mein Sehnsuchtsort...
Ich wünsche Dir weiter viele schönen Erlebnisse!
Liebe Grüsse Maria
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