In der Mitte unseres Frauenkreises blühten weiße Tulpen. Zur Kerzenweihe und Segnung hatte jede Frau eine weiße Kerze dabei und ich hatte im Vorhinein Samen vom Hokkaidokürbis ausgelegt (aus der Suppe, die wir im Herbst gemeinsam gegessen hatten). Den Norden schmückte ein weißer Stein mit Loch, den ich bei der Gartenarbeit gefunden hatte und nun immer mal um meinen Hals trage. Er wurde von einem Stück weißer Birkenrinde gehalten. Im Nordosten – der Richtung auf dem Jahresrad, der Imbolc entspricht – lagen drei Bergkristallspitzen. Den Osten schmückte eine Schwanenfeder, den Süden eine weiße Altarkerze, den Westen eine Jakobsmuschel. Zwischendrin standen drei Willow Tree – Figuren: Happinez, Freedom und Courage.
Wir begannen das Fest mit einer Willkommens- und Reinigungsräucherung mit Salbei und eröffneten die Mitte, indem wir die Himmelsrichtungen und die dazugehörenden Qualitäten begrüßten und einluden.
Danach ging der Redestab die Runde und jede Frau erzählte, was sie momentan bewegt. Susanne ist zur Zeit auf Kur und übermittelte uns ihren Beitrag über WhatsApp , den Lara auf Susannes Wunsch hin vorlas. Sei herzlich gegrüßt! Olena wurde von der Hexe in den Rücken geschossen. Gute Besserung Dir! Herzliche Grüße auch an Dich, Astrid!
Anschließend berichtete Nadja uns in einem kleinen Vortrag etwas über Mythen, Traditionen und Themen des Mondfestes zum zunehmenden Mond.
Kurz zusammengefasst geht es um Reinigung und Inspiration/Vision, um den Samen, der in der Erde liegt und bereit ist zu keimen, um das Wiedererwachen und Erwecken der Natur, um ein Hirtenfest, um die Schafe, die ihre Lämmchen noch im Bauch tragen.
Über die Vorbereitungsmail zur Einstimmung hatte übrigens jede Frau die Anregung bekommen, sich eines rituellen Bades zu unterziehen, sich das Badezimmer heimelig zu machen, zu schmücken, Kerzen zu entzünden, eine Mischung aus Honig, Meersalz, Sahne und ätherischen Ölen in das Wasser zu geben und dann bei jedem abzulegenden Kleidungsstück zu schauen, was sie tatsächlich ablegen will. Vielleicht mit dem Pullover das Gefühl, für alles zuständig zu sein? Mit der Hose das männlich anmutende Aktivitätslevel? usw. usf. Nach dem Bad kann dann geschaut werden, was jede tatsächlich und im wahrsten Sinne des Wortes anziehen möchte. Vielleicht mit den Socken das Gefühl, von der Erde getragen zu sein. Mit der Unterwäsche die Gewissheit, schön zu sein. Mit dem Pullover… usw. usf. Probiert es mal aus; es ist eine wunderbare Erfahrung, noch einmal bewusster Schöpferin des eigenen Lebens zu sein.
Danach trommelten wir miteinander. Das war unglaublich spannend. Es gab eine Zeit, in der jede ihren eigenen Rhythmus gefunden hatte und alle Rhythmen harmonisch miteinander klangen. Dann verlor es sich, vereinzelte, wurde chaotischer und nach einer ganzen Zeit fand sich ein neuer harmonischer gemeinsamer Rhythmus. Ganz wie im Leben – es gilt, die chaotische Phase gut durchzustehen, wenn der alte Boden nicht mehr und der neue noch nicht trägt und zuversichtlich zu bleiben, dass es sich wieder fügen wird. Auch wenn es manchmal dauert.
Zur Kerzenweihe gab jede Frau eine ihrer schönsten Fähigkeiten hinzu. So gingen die Kerzen durch alle Frauenhände und sind nun mit Entwicklungskraft aufgeladen. Neben den unterstützenden Qualitäten aller Himmelsrichtungen beinhalten sie nun außerdem Optimismus und Humor, Kommunikationsfähigkeit, BeSINNlichkeit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und die Fähigkeit, aus jeder Situation das möglichst Beste zu machen.
Bis jetzt war es so, dass jede Frau einen Beitrag für das gemeinsame Büfett mitbrachte und wir zum Ende des Festes miteinander aßen. Diesmal hatte ich jede gebeten, Zutaten mitzubringen, die sie gern in einer Suppe essen mag. Gemeinsam schnippelten wir dann Kohl, Paprika, Möhren, Sellerie, Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Lauch, Pastinaken, Fenchel usw….
…und kochten uns in Brigids Kessel der Wandlung über dem Feuer ein heißes scharfes Süppchen. Da wir im Dunkeln aßen, war das Geschmackserlebnis ganz einzigartig.
Um Mitternacht kehrte wieder Stille ein. Es freut und berührt mich sehr, dass nach so kurzer Zeit kontinuierlicher Treffen die Offenheit wächst, wir die schwierigen Themen teilen, Hand in Hand arbeiten und außerdem herzhaft miteinander lachen können.
Im natürlichen Rhythmus gemeinsam durch die Zeiten zu gehen, Bewusstheit und Freude zu vermehren und einander in herausfordernden Zeiten mitfühlend den Rücken zu stärken – so ist das Leben wohl gemeint.
4 Kommentare:
Das klingt auch so schön! Unser Imbolc war auch wunderbar und ich lese so gerne, dass überall kleine gruppen feiern, das ist eine Verbundenheit auf anderer Ebene. Ich wünsche uns allen ein kreatives und gutes Jahr.
Alles Liebe
Irka
Das hört sich wundervoll an! Vielen Dank, dass Du mich/uns an Eurem gemeinsamen Abend hast teilhaben lassen.
Liebste Grüße und die besten Wünsche!
Melanie
Immer wieder wunderbar von dir zu lesen, fühle beim Lesen mit euch mit.
Liabe Grüße aus dem Waldviertel
Silvia-Maria
Ja, ein bisschen war es jetzt beim Lesen, als wären wir dabei..., so warmherzig geschrieben... Danke fürs Teilen eures wunderschönen Rituals, auch das wirkt fort, wenn ganz woanders Menschen mit so guten Gedanken und Wünschen beieinander sind und das feiern... Lieben Gruß Ghislana
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