Damit möglichst alle acht Frauen unserer Gruppe an den Jahreskreisfesten teilnehmen können (was allerdings eher meinem Ideal entspricht als der Realität ), sowohl die in der Woche berufstätigen als auch diejenigen, die häufiger an den Wochenenden arbeiten, feiern wir die Feste in der Regel an dem Freitag, der dem eigentlichen Festdatum am nächsten liegt und treffen uns um 18.00 Uhr. Gestern war es also wieder soweit…
Jede Frau hatte vorher per einstimmender Email die Einladung bekommen, sich mit der Kraftpflanze Beifuß zu beschäftigen, die noch krautigen Pflanzen zu sammeln, sich daraus einen Gürtel zu flechten oder zu binden und ihn zum Fest mitzubringen.
Um Feuer und Wasser zusammenzubringen, hatten wir uns diesmal an einem geheimen Strand der Steilküste verabredet, zu dem uns ein mitgebrachtes gut 20 m langes Seil herab- und nach Mitternacht wieder heraufhalf. Herausfordernd war es, die Kiste mit dem Brennholz, die ich vorsorglich gepackt hatte, den “Weg” herunterzubekommen. Letztlich warfen wir aus Sicherheitsgründen die einzelnen Scheite voraus, kletterten hinterher und sammelten das Brennholz dann wieder ein. Belohnt wurden wir mit Einsamkeit, Wellenrauschen und einem naturbelassenen Strand mit Steinen und Schwemmhölzern.
Zum Ankommen sammelten wir kleine Gegenstände, die die Himmelsrichtungen und Elemente repräsentierten und gestalteten uns eine Mitte. Wir fanden Rabenfedern für die Luft, Stein und Beifußblätter für die Erde, Holzkohlestückchen für das Feuer und Muscheln für das Wasser.
Danach räucherte sich jede Frau mit Beifuß ab, verließ damit den Alltag und stimmte sich tiefer auf das Fest ein. Die Mitte wurde eröffnet und alle unterstützenden Qualitäten wurden eingeladen. Es schloss sich eine Redestabrunde an, in der geteilt wurde, was jede derzeit bewegte.
Später bauten wir aus dunklem Tang und Steinen gemeinsam ein begehbares Labyrinth. Hier fällt bereits die Dämmerung über den Strand.
Hach, wir waren so froh, dass die ständig neu am Horizont auftauchenden Regenfronten sich vor unserem Strand teilten, sich für einen Weg NEBEN unserem Platz entschieden und wir weder auf Regenkleidung, noch auf das Tarp zurückgreifen mussten. Trotz der Wettervorhersage von Unbeständigkeit und immer wiederkehrenden Schauern erreichte uns kein einziger Regentropfen…
Bevor jede Frau mit wachen Sinnen, nach innen und außen spürend, das Labyrinth durchschritt, aßen wir unser Sommersonnenwend-Abendbrot…
…und zündeten das Feuer an.
Im Labyrinth fand jede Frau Antworten auf Fragen, mit denen sie aktuell beschäftigt ist. Sehr spannend auch, dass bei allen Frauen ganz unterschiedliche Aspekte im Fokus standen.
Zum Abschluss des Festes übersprangen wir mit unserem stärkenden Beifußgürtel das heiße Feuer und dankten, indem wir die Gürtel dem Feuer übergaben. Und dann saßen wir dort noch einige Zeit beieinander und tauschten uns darüber aus, welche Bedeutung die Sommersonnenwende für jede ganz persönlich hat.
Jaaaa… Danke…
P.s. Ich bin immer ein wenig hin- und hergerissen, ob ich weiterhin von unseren Jahreskreisfesten erzählen will oder ob ich es lasse. Letztlich kann ich viel mehr als die Struktur und ein wenig die Atmosphäre unseres Festes gar nicht mit Euch teilen, denn alles Andere gehört in den Kreis der Frauen und bleibt auch dort. Wahrscheinlich werde ich es weiterhin so handhaben wie bisher – mal schreiben und mal nicht…