Wieder erlebten wir ein reiches Fest miteinander.
Zwei Wochen vorher schickte ich die Email zur Einstimmung an alle Frauen. Die Alltagsaufgabe lautete diesmal:
Schenke Dir einen Sonnenaufgang! Und selbst wenn es nicht zu Deiner Natur gehört, so früh aufzustehen, gönne Dir ruhig einmal das Durchbrechen von Gewohnheiten. Der Gewinn ist ein Zuwachs an Lebendigkeit. Dieses Fest gehört in den Osten, es trägt die Energie des Neubeginns in sich. Vereinbare also mit Dir selbst einen Tag, an dem Du Dir den achtsam erlebten Sonnenaufgang schenken wirst. Hier geht die Sonne kurz nach 6.00 Uhr auf. Koche Dir ein warmes Getränk, das Du in einer Thermoskanne mitnimmst. Pack' Dir Dein Tagebuch oder das Jahreskreis-Büchlein und Schreibzeug in Deinen Rucksack. Eine Sitzunterlage und eine Decke sind auch hilfreich. Besonders wirkungsvoll ist es, wenn Du während der Dämmerung bereits bei Deinem ausgewählten Platz ankommst. Und wenn die Sonne aufsteigt, spüre ich Dich hinein: Was will durch Dich neu in Dein Leben kommen? Was fühlst, denkst, spürst, riechst, siehst und hörst Du? Nimm alle Wahrnehmungen achtsam auf und gehe davon aus, dass sich darin Geschenke verbergen. Notiere Dir Deine Erfahrungen. Wenn Du magst, kannst Du ein Paar Körner für die Vögel und Mäuse, ein Lied, einen Kuss o. ä. als Dankeschön an Deinem Platz zurücklassen. ;)
Ich nutzte meinen Sonnenaufgangsspaziergang gleich dazu, die ersten Wildkräuter zu sammeln und uns für den Abend ein wildes Süppchen zu kochen. Dafür pflückte ich jungen Sauerampfer, den ich auf dem Hügelchen fand, kleine Brennnesseltriebe, Giersch, Löwenzahn, einige Schafgarbenblätter, Blätter vom Scharbockskraut und ein wenig Gundermann. In Butter ließ ich Knoblauch und Zwiebelwürfel glasig schmurgeln, gab die gewaschenen…
…und grob geschnittenen wilden Kräuter dazu, löschte mit Gemüsebrühe ab, ließ die Suppe kurz aufwallen, pürierte sie und schmeckte mit Salz, weißem Pfeffer, einer Prise Muskat und etwas braunem Zucker ab. Wer mochte, konnte noch ein wenig Sahne in den Teller geben. Köstlich!
Und so lief unser Fest ab:
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Ankommen, Begrüßen, Reinigen mit Wasser und Meersalz
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Eröffnen der Mitte und Einladen der Elemente und der unterstützenden Qualitäten
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Redestabrunde, in der das Bedeutsamste von dem erzählt wurde, was sich im Herzen gerade bewegte – WOW!
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eine Runde Lachgummis für alle, die Nicole in weiser Voraussicht mitgebracht hatte
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kurzer Vortrag von Ramona zu mythologischen und traditionellen Hintergründen des Festes – Ramona hatte für jede Frau einen kleinen Text vorbereitet, der reihum verlesen wurde
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gemeinsame Bewegungsmeditation zu den vier Himmelsrichtungen und anschließender Stille-Zeit
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Färben und Bemalen von Ostereiern
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die vorbereiteten jahreszeittypischen Köstlichkeiten genussvoll verspeisen und sich vor Lachen den genährten Bauch halten
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ein geschmücktes Ei mit einem Wunsch an eine andere anwesende Frau verschenken und eines mit einem Wunsch für sich selbst versehen und behalten oder so ähnlich oder ganz anders, wie jede wollte
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Dank an die Mitte und einander, Schließen des Kreises und Verabschiedung
Die Blumentöpfchen mit der Erde und den Samen, die für ein persönliches Vorhaben stehen und in die Erde gebracht werden sollten, nahm jede Frau wieder mit nach Hause. Und ein Feuerchen, an dem sich hätte Stockbrot backen lassen, gab es aus Wetter- und Zeitgründen auch nicht. Ich lerne: Weniger ist mehr, weil intensiver.