Am vergangenen Montag trafen sich acht Frauen hier im Häuschen, um gemeinsam Samhain, das Ahnenfest zu feiern. Normalerweise treffen wir uns freitags um das jeweilige Fest herum, weil einige Frauen eine weite Anreise haben und der Samstag das Ausschlafen und ein ruhiges Nachklingen ermöglicht. Aber am Freitag war O. beruflich verhindert. Gestern konnten alle da sein. Schön!
Es hat mir große Freude gemacht, das Ritual sowie den Raum vorzubereiten und die Mitte zu gestalten.
Bereits vierzehn Tage vor dem Fest schrieb ich an alle Frauen die einstimmende Email mit Vorschlägen für verschiedene in den Alltag zu integrierende Aufgaben. Eine war, einen Brief an einen Ahnen, eine Ahnin zu schreiben und ihn zum Fest mitzubringen. Eine andere lautete, ein fließendes Gewässer aufzusuchen, ein Blatt oder ein Stöckchen hineinzugeben und dem Lauf des Gegenstandes mit den Augen zu folgen, gleichzeitig nachzuspüren, was im Leben auf eben diese Weise strömt und fließt, was sich vielleicht irgendwo verfangen hat und festgehalten wird. Hinzuspüren, was es braucht…
Am Tag vor dem Fest wanderte ich mit ganz offenen Sinnen durch den Wald, fand eine neue verzauberte Stelle…
…und überließ mich dem Wahrnehmen – im Innen und im Außen. Trommelte ein wenig, beobachtete das Schattenspiel meines Schlägels. Mir fiel auf, dass der Schatten immer kleiner wird, je näher der Schlägel ihm kommt. Ja, so ist es wohl. Auch meine Schatten wollen angeschaut und berührt werden, um an Macht zu verlieren.
Ich sammelte – wie schon so oft – einige Fichtenharztränen zum Verräuchern…
Später stellte ich eine Räuchermischung aus zerstoßenen Wacholderbeeren, besagtem Fichtenharz und Eibennadeln her. (Was ich nicht wieder tun werde, denn O. und N. reagierten auf diesen speziellen Rauch mit allergischen Reaktionen, was bei einer reinen Salbei-Räucherung nicht so war und vermutlich mit der giftigen Eibe zusammenhängt.)
Um aus dem Alltagsbewusstsein im Ritualraum anzukommen und die jetzt nicht nötigen Gedanken gehen lassen zu können, begrüßten wir einander diesmal nicht mit einer Reinigungsräucherung, sondern nutzten Klänge. Eine Frau schloss die Augen, die Kreisnachbarin bewegte das Klangspiel um die Frau herum und schenkte ihr so ein Willkommen der besonderen Art.
Nach einer kurzen Einstimmung zum Ahnenfest erfuhren wir in einer Redestabrunde, was jede Frau in dieser Zeit besonders bewegt. Ein Segensgebet an die Ahnen öffnete den Raum, wir verlasen die Briefe an die Ahnen, was eine ganz besondere Atmosphäre schuf. Offenheit und Nähe, Mitgefühl und Vertrauen wurden immer stärker. Es folgte eine angeleitete Ahnenmeditation, die uns in der Zeit zurückreisen ließ und uns mit dem Strom der Wurzelkraft verband.
Anschließend hatte jede Frau Gelegenheit, auf einen Zettel zu schreiben, was sie der transformatierenden Feuerkraft übergeben, auf diese Weise loslassen will und für sich zu schauen, in was es sich verwandeln soll. Die Tonschätze, die bei unserem ersten Fest entstanden waren, wurden in die beschriebenen Zettelchen eingewickelt, kamen zusammen mit Sägespänen und Holzwolle in eine Kiste und wurden dem Feuer übergeben.
Dort konnten sie schmauchen, die Farbe verändern und sich mit Entwicklungskraft aufladen.
Natürlich gab es ein Festmahl mit Köstlichkeiten aus der Familientradition – wenn sie existierte – und auch der Ahnenteller war reich bestückt worden.
Eine kurze Runde beschloss den Abend. Spät war es geworden…