Diese Skulptur aus Pflaumenholz mit dem Titel UMARMUNG ist mein sichtbarstes, aber keineswegs das einzige Ergebnis unserer aktiven Urlaubswoche bei SkulpTOUR.
Auf dem unteren Bild sah das Holzstück, das ich mir aus dem umfangreichen Holz-Fundus aussuchte, noch recht unscheinbar aus und brauchte viele, viele Stunden intensiver Zuwendung... Ich arbeitete vorwiegend mit Stecheisen und Klüpfel, aber auch die Flex und eine elektrische Feinsäge durften an das Holz. Nach der Formgebung wurde geglättet - Raspeln, Zieheisen und Schleifpapier kamen zum Einsatz.
Zu den anderen Ergebnissen der Woche zähle ich eine Vielzahl kleiner, ganz wundervoller Momente... Mein tägliches frühmorgendliches Joggen durch die mir unbekannte Gegend, Sonnenaufgänge und Glockengeläut auf dem Berg mit dem Blick auf die ganze Stadt, ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit allem, der mittägliche Zehnminutentiefschlaf und der anschließende Espresso von Gaby, die kurze Begegnung mit Roland Köpfer (ein in sich ruhender, stille Heiterkeit ausstrahlender, mir sehr sympathischer Mann), die genauso kurze Begegnung mit einem von ihm geschaffenen, noch unvollendeten Eiben-Kunstwerk, das auf Anhieb mein Herz eroberte, Karlheinz liebevoll von seinen "Babys" sprechen zu hören (er meinte die Ausstellung vieler Teilnehmerkunstwerke im Kuhstall anlässlich der offenen Tür-Tage), von Gaby zubereiteter Spargel mit Kochkäse, das Geburtstagsständchen eines Sprossers, die besondere Glückwunschkarte mit Babyschuhen, der Winzlingskuchen mit dem einen Licht und die Umarmungen zu meiner Geburt (ich hatte das Formular versehentlich mit dem 06.05.2009 anstatt 1966 ausgefüllt)...
Jedenfalls war die Woche im Nu vorbei und der besonders schnelle Flug der Zeit ist ein sicheres Indiz für Lebendigkeit, Echtheit und Genuss... Deshalb auch an dieser Stelle ein ganz herzliches DANKE an Karlheinz und Gaby für die Projektidee, für das Zurverfügungstellen des sicheren "Spielraumes", die herzliche Atmosphäre, das kulinarische Rundumverwöhnen, die Unterstützung, das Gelassenwerden, die Akzeptanz, das Lachen. Ein DANKE auch an Elke, Helmut und Rainer.
Es war schon erstaunlich, wie schnell ich mich als Teil dieser kleinen Gruppe fühlte und so etwas wie eine "gemeinsame Identität" wahrnahm. Elke ließ mich an einen zarten bunten tropischen Schmetterling denken, auf dessen Flügeln die Kämpfe des Lebens Spuren hinterließen. Spätestens wenn ich die hessische Mundart höre, wird das Original Helmut mit seinem ganz speziellen Humor in meinen Gedanken sein. Tränen habe ich lachen müssen!!!
Bereits am Sonntag zu den Tagen der offenen Tür betraten wir erstmals den Boxheimerhof, auf dem sich Dr. Karlheinz Köpfer und seine Frau Gaby eingemietet haben. Mit ihrem Projekt SkulpTOUR gehen sie in diesem Jahr bereits in die dritte Saison. Karlheiz war in seinem „ersten Leben“ Manager und Geschäftsführer, der mit Zahlen jonglierte und nach einem beruflichen Einschnitt mutig genug war, zur eigenen Identität eine weitere Facette hinzuzufügen. Er gab dem Schöpferischen in ihm eine lautere Stimme und wendete sich dem Holz zu. Aus dem Gedanken „Was mir gut tut, muss eigentlich auch anderen gut tun…“ entstand die Idee zu SkulpTOUR. Als wir am letzten Abend auf dem Heppenheimer Marktplatz in der Kneipe saßen und ich Karlheinz zuhörte, berührte mich am meisten das Wunder, das aus seinen Augen sprach. Ja, über die Arbeit mit einem Material (Welchem auch immer!?) begegnen die Menschen sich selbst und als Anleiter/Begleiter kommt man unweigerlich den Menschen nah. Dabei sind sowohl das Material als auch der schöpferische Prozess die Katalysatoren, die tiefe (Selbst-)Begegnung ermöglichen. Wer also Lust hat, sich etwas wirklich Gutes zu gönnen, dem kann ich aus ganzem Herzen einen Besuch bei SkulpTOUR empfehlen. Übrigens sind solche Grundannahmen wie "Ich bin nicht kreativ!", "Ich hab keine Ahnung von Holz!", "Mir mangelt es an Ideen!" keine wirklichen Argumente, die eine SkulpTOUR-Zeit verhindern sollten... Das Holz und Karlheinz sind auf Eurer Seite und unterstützen Euch beim Finden des eigenen Kunstwerkes, das längst schon im Holz auf Euch wartet. Und um Euch so richtig Lust zu machen, hier noch ein "kleiner" Bilder-Exkurs:
Natürlich hat die Färberin in mir sich über das schöne Material gefreut und die Pflaumenholzrinde gesammelt.
Rainers Pflaumenholzwurzel vor der Bearbeitung... (Nebenbei bemerkt - wir verarbeiteten unabhängig voneinander beide Pflaume vom gleichen Baum...)
Lagebesprechung, Einweisung und in Aktion:
Genauso wichtig wie die Arbeitsphasen sind genügend und erholsame Pausen. Wir wurden von Gaby auf's Köstlichste mit Frühstück, Mittagessen und Kaffee und Kuchen versorgt.
Und hier einige Impressionen unserer wilden oder bereits gezähmten Holzschönheiten in unterschiedlichen Verarbeitungsstadien...
Performance Helmut oder "Eine Eichenwurzel wird zur Lampe"...
Unser Holz am letzten Tag: