Donnerstag, 28. Juni 2012

Gefunden…

Auf der Suche nach neuen Impulsen, nach einem Blick über den Tellerrand hinaus, fand ich eine einjährige Fachfortbildung in Kreativer Traumatherapie und entschied mich ganz kurzfristig für die Teilnahme an der Jahresgruppe. Veranstalterin ist die Zukunftswerkstatt therapie kreativ. Am vergangenen Wochenende fand das erste Seminar in Hannover statt. Übernachten durfte ich im sommerpausierenden Filzball-Atelier. Danke, liebe Steph!

Und überhaupt bin ich dankbar! Viele der angewandten Mittel und Methoden sind mir vertraut (auch wenn ich teilweise ein anderes Vokabular  benutze). Neues lernen wir über das Erleben und Erfahren am eigenen Leib und genau das ist der – sicher nicht nur für mich – beste Weg. Ich wäre nicht Kunst- und Gestaltungstherapeutin geworden, wenn ich nicht an die heilsame Kraft des schöpferischen Gestaltens glaubte. Allerdings kamen in den vergangenen Jahren Tanz und Musik, Text und Puppenspiel, Imaginationen und geführte Meditationen, Begegnungen in und mit der Natur als ebenso hilfreiche Wege hinzu. Und all diese wunderbaren Medien kommen hier zum Einsatz

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Auf dem Rückweg – ich fuhr gerade durch ein Straßendorf – sah ich eine gefällte Linde Lindenstamm mit Wundeam Straßenrand liegen. Der Stamm war in mehrere Stücke zerteilt. Obenauf lag eines mit einer Wunde. Der Baum hatte versucht, die Verletzung zu heilen. Dieses Phänomen, das die Selbstheilungskräfte eines Lebewesens so deutlich zeigt, sprach mich nach dem Seminar-Wochenende derart an, dass ich das Stammstück mit nach Hause nehmen musste. Jemanden, den ich um Erlaubnis fragen konnte, fand ich nicht. Obwohl es regen Durchgangsverkehr gab, waren auch nirgendwo Menschen zu sehen, die ich um Hilfe hätte bitten können. Fragt mich nicht wie, aber ich schaffte es schließlich, das Stammstück mittels Hebelkraft in mein Auto zu hieven. Ja, wenn etwas UNBEDINGT sein soll, lassen sich ungeahnte Kräfte mobilisieren. Dieses Fundstück, dieser Lindenstamm wird zu einer Begleitskulptur. Wir werden sehen…

Hier einmal zum Größenvergleich mit meinem gummibestiefelten Fuß…

Gefunden - Lindenstamm

Mein Auto muss jetzt erstmal im Regen stehen, denn unter dem Carport auf einem Arbeitsbock liegt der Lindenstamm zur Bearbeitung.

7 Kommentare:

MelinoLiesl hat gesagt…

Der Glaube versetzt Berge und der Wille halbe Lindenstämme. So eine ähnliche Aktion hab ich auch mal gemacht und ich freu mich bis heute an diesem Holz in meinem Garten.

Ich bin schon sehr gespannt, was du von deiner Fortbildung weiter berichten wirst, es hört sich für mich richtig gut an. Das sind alles so Dinge, für die ich (meine) keine Zeit (zu) habe(n). Aber vielleicht sollte ich mir manchmal mehr Zeit nehmen und andere Dinge in den Hintergrund stellen, also einfach die Zeit anders verteilen?

Dein Blog ist eine unerschöpfliche Quelle an Anregungen, immer wieder.

Einen ganz lieben Gruß in den Norden
Melanie

WolleNaturFarben hat gesagt…

Liebe Jana, da freue ich mich sehr für dich und mit dir, dass du da etwas so passendes für dich gefunden hast in dem Traumabereich. Gerade im Traumabereich ist es so wichtig auch unabhängig von Worten etwas anbieten zu können. Es erleichtert die Arbeit, schützt mehr vor Burn Out in dem Bereich und macht auch trotz der oft schweren Arbeit mehr Spass. Ich wünsche dir ganz viele schöne neue Eindrücke und Erfahrungen. Die symbolische Begegnung mit dir und dem Stück Linde und der Wunde und den Selbstheilungskräften ist so stimmig und wunderschön. Danke dass du uns hier auch immer wieder im Blog anregst und teilhaben läßt. herzliche Grüße Anke
Eines meiner Lieblingszitate zu dem Thema ist von Jean Paul Sartre: Unser Leben hängt davon ab, was wir aus dem machen was aus uns gemacht wurde.
Aus meiner Sicht ist das ein Stück Lebenskunst !

Alpi hat gesagt…

Oh, das Arbeiten mit etwas "derberen" Materialien hat dich anscheinend auch erwischt. Wie gut dass Frau sich immer wieder kreativ zu helfen weiss, Hebelkräfte sind doch etwas wunderbares.
Beim Anblick dieses kostbaren Stücks Linde muss ich an Weiblichkeit denken, ohne dabei eine Verbindung zur Wunde zu machen. ;-)
Lindenholz ist, soweit ich weiss, begehrtes Schnitzholz. Du wirst dich als erste Übung in Geduld üben müssen wenn der Baum frisch geschlagen war.
Ich wünsch dir eine schöne Reise bei deiner Fortbildung und bin gespannt was dir dabei noch so alles auf dem Weg begegnet.

Herzlich
Alpi

Miriam hat gesagt…

Klingt nach einer interessanten Fortbildung, ich wünsche dir noch viele neue Inspirationen dadurch.
Das Lindenholz ist wirklich beeindruckend, bin schon gespannt, was du weiter daraus machst :-)

Viele liebe Grüße,
Miriam

Jana Muchalski hat gesagt…

Guten Morgen, Ihr Lieben!

@Melanie: Glaube und Wille sind wahrlich gute Begleiter, wobei der Glaube und die in ihm wohnende Sicherheit vermutlich noch viel mächtiger sind, als der pure Wille ;) Und mit der Zeit ist das so eine Sache... Manchmal wundere ich mich, wieviel Zeit dann doch da ist, um lebendige Dinge zu tun.

@Anke: Ja, so ist es. Manchmal haben Erlebnisse halt noch keine Worte, aber eine Farbe oder eine Form, eine Geste oder einen Geruch. Ich glaube, dass man in der Arbeit mit traumatisierten Menschen an den unterstützenden Medien einfach nicht vorbei kommt. Den Satz mag ich ebenfalls, weil er aus der Ohnmacht zurück in die Eigenmacht führt und trotzdem das Erlebte ernst nimmt.

@Alpi: Für mein Seminar mit Cambra Skade hatte ich mir auch Lindenholz zum Schnitzen mitgenommen. Ich mag das Holz, weil es sich in alle Richtungen bearbeiten lässt. Den Stamm werde ich übrigens nicht durchtrocknen lassen, sondern mit dem frischen Grünholz arbeiten. Die unvermeidbaren Trocknungsrisse dürfen sein und werden mit eingebaut.
Ich kenne von mir so genannte "Materialphasen". Es gibt Zeiten im Leben, da brauche ich etwas mehr Widerstand im Material. In der Klinik leite ich übrigens gerade eine Gruppe, in der skulpturell mit Porenbeton gearbeitet wird. Natürlich habe ich auch einen Block ;)

@Miriam: Für die Inspiration bin ich dankbar und ganz besonders auch dafür, meine Erfahrungen in der Traumaarbeit dort in den Methoden und Modellen wiederzufinden. Danke für Deine guten Wünsche ;)

Euch ein schönes Wochenende und liebe Grüße

Jana

Bea hat gesagt…

Ein sehr schönes Baumstück. Aber muss denn Holz nicht erst trocknen bevor man es schnitzt?

Grüßle, die Bea

Manuela hat gesagt…

Die Idee, das Holz nach der Bearbeitung weiter arbeiten zu lassen finde ich spannend - es ist ein wenig wie "Leben einhauchen ☺" und Überraschungsmomente einbauen, wundervoll.

Danke, für den Besuch Ihr Lieben, ich hoffe, es hat euch ein wenig gefallen und auch, dass ihr noch einen schönen Restsonntag hattet. Ich habe mich sehr darüber gefreut.

♥ Manu