Samstag, 16. Juli 2011

Von wegen “beiZEITen”…

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Er ist (und bleibt) mir zu groß – der “Hut” und das wiederum ist mehr als passend. Denn ich bin ratlos. Es lässt sich beim besten Willen nicht alles Lebenswerte in meinem Leben unterbringen. Irgendetwas kommt immer zu kurz, irgendeine Seite wird immer vernachlässigt. Zu viel Leben für zu wenig Zeit: Geliebter Vollzeitjob, geliebter textiler (Neben-)Job, Partnerschaft, Familie, Freunde, Häuschen, Garten…

Als ich vom Kurs zurückkam, war ich so voller Eindrücke, dass ich einen ganzen Roman hätte schreiben können. Allerdings kam ich am Sonntag erst nach Mitternacht an, begann gleich am nächsten Morgen mit meiner Arbeitswoche und schon wurden die Erlebnisse von neuen überlagert. (Für all die Neugierigen, die auf einen Bericht vom Kurs warten: Britta hat einen feinen Rückblick zum Kurs mit Pam geschrieben, ihr Mann hat die Fotos gemacht. All das gibt es in der nächsten FUN zu lesen und zu sehen.)

Es gab in den vergangenen Wochen und Monaten so viele besondere Momente, die einen Blogeintrag verdient hätten. Seit Beginn des Jahres habe ich viele weitere Wochenend-Kurse zur Effektgarnspinnerei gegeben und war in Hannover, in Bayern, in Thüringen… Über jeden einzelnen hätte ich schreiben können. Es gibt so viele Färbungen, Spinnereien, Filz- und Strickprodukte, die ich Euch noch nicht zeigte. Und es gibt Unerledigtes, das mich bedrückt: Ich habe die zweite Ladung der Gewinne noch nicht einmal verpackt, geschweige denn verschickt. Unendlich viele Emails und Blogkommentare sind unbeantwortet. Und so sehr ich mein Zeitmanagement überprüfe, es lässt sich kaum noch irgendwo ein ungenutztes Fitzelchen finden… Wie gesagt – ich bin ratlos…

Doch heute habe ich mir frei gegeben und lasse Unerledigtes weiterhin unerledigt. Das Häuschen habe ich schon Donnerstag früh geputzt.  Das Gartenunkraut darf noch ein wenig wachsen, denn ich werde nach vielen Regentagen die Sonne ausnutzen und Färbepflanzen sammeln, um nicht den besten Sammelzeitpunkt zu verpassen. Ich habe eine Stelle gefunden, an der der Färberginster üppig wächst. Stumpfblättriger Ampfer und die Samenstände des Rumex patentia wollen gepflückt werden, auch die Schilfblüten sind erntereif und das Labkraut ruft. Die Samenstände vom Sauerampfer will ich ausprobieren, die Blutpflaumenblätter sind groß genug und auch die Walnüsse sind gerade perfekt.

Die Kunst der Beschränkung – vielleicht die einzige Lösung für obige Probleme – muss ich immer wieder neu lernen.

14 Kommentare:

verstrickt und rumgesponnen hat gesagt…

Liebe Jana,
das Gefühl kenne ich ganz genau. Ich übe auch heute immer noch den Moment zu genießen so wie er ist, kein schlechtes Gewissen zu haben, weil dies oder jenes liegen bleibt. Es gelingt mir schon viel öfter als vor Jahren als wir uns kennenlernten. Aber ich weiß: es gibt eine nächste Stunde, einen nächsten Tag, ein nächstes Jahr. Und wenn nicht- das Leben geht weiter! Ich will nue Geduld lernen- Geduld mit mir selbst- und zwar sofort!!!!
GlG Anett

LadyRamone hat gesagt…

Ach Jana, wenn jemand ein Mittelchen erfinden würde, das dieses Dilemma löst... Manchmal emfpinde ich es positiv so voll von Ideen, Träumen und Plänen zu sein und dann ist auch wieder alles zu viel, zu hektisch, zu unentspannt. Ich bin auch auf der Suche nach einer Balance. Irgendwo dazwischen müsste sie doch zu finden sein. Alternativ frage ich jeden nach einer Zeitdehnungsmaschine - vielleicht hat sie ja jemand ganz heimlich erfunden und würde sie mir leihen. :-)

LG, mel

Alpi hat gesagt…

Der grosse Hut, so wunderschön wie er ist, versinnbildlicht es wohl sehr treffend. Vielleicht solltest du wirklich deine Schultern ein wenig erleichtern?
Das Leben wird nicht länger wenn man sich die Zeit so zustopft.
Ich wünsch dir viel Erfolg dabei noch mehr loszulassen um wieder Luft zu bekommen.

Liebe Grüsse
Alpi

Woolly Bits hat gesagt…

ich glaube, das gefuehl haben viele crafter, dass man soviel mehr machen moechte als der tag stunden hat:(( und ich hab nichtmal einen ausser haus job! ich glaube, man hat nur zwei moeglichkeiten: entweder versuchen, alles zu jonglieren - und ab und an mal einen ball fallen zu lassen - oder einige dinge aus seinem leben rauswerfen, auch, wenn das nicht so leicht ist. ich habe meine mitgliedschaften in gruppen sausen lassen, mache nur noch wenig termine fuer demos usw. - und bin ganz froh, dass sich da und dort wieder luecken auftun, wo ich einfach nur machen kann, was ich will - und wenn das sogar mal "garnichts" ist:))
viele gruesse von der gruenen insel - wos mal wieder regnet....
Bettina

Anonym hat gesagt…

liebe jana, mein blickwinkel ist vöölig anders..ich sehe das was ich gerade mache und es ist völlig unwichtig was vorher war..
denn ich mache keine zu vollen terminkalender..scheinbar..wenig tun....ist ein wunderbares leben...
dabei wollen viele was von mir..aber ich mache es genau in meiner Schrittfolge..nie mehr anders..auch wenn ich viele enttäusche..

ich beobachte aber viele hektiker um mich herum..denen die zeit scheinbar davonläuft und sich unter Druck setzen..wozu...eigentlich...
ich kann auf das viele verzichten, mir genügt ein moment...

so verzichtete ich gerne auf einen Tag auf Sylt mit Baden und Strand.. dafür war ich in den Stachelbberen und habe stachelbeerkuchen gebacken..

und gleich gehe ich an unserer kleinen Badestelle schwimmen..mehr nicht..
gruß wiebke

liebe grüße wiebke

frau wo aus po hat gesagt…

'ich lasse los und fühl mich famos!' war das mantra, das mir eine therapeutin vor jahren in die jackentasche gesteckt hat, wo ich es dann auch irgendwann fand.
und wenn ich heute merke, dass ich zu viel auf einmal in meinem leben will, dann hilft es mir noch immer!
herzgruß,
geli

Elke hat gesagt…

Hallo Jana,

Du beschreibst genau meine Situation - tröstlich, dass ich also kein Einzelfall bin. Im Zweifel hilft wirklich nur die Entscheidung, bestimmte Dinge loszulassen, Projekte eben nicht zu verwirklichen und geizig mit der eigenen Lebenszeit umzugehen. Und sich nicht beirren lassen, wenn Kollegen, Freunde oder auch die Familie mit Unverständnis auf ein "Nein" reagieren.

Sei ganz lieb gegrüßt

Elke

buntes Seifchen hat gesagt…

Diese -keine Zeit Gefühle- kenne ich gut. Und doch finde ich in jedem Tun (nicht immer - aber immer und nie gibt es eh nicht) die Zeit mich einzufinden. Mein Tun zu genießen und ein Ende zu sehen (obwohl es nicht zu Ende ist), was mir Kraft und FREUDE gibt. Und wer solch einen Filzhut betrachten kann, kann darin auch die Sekundenfreude des Lebens sehen.............

Gabi hat gesagt…

Dieses Dilemma kann auch ich gut nachempfinden..jedes halbe Jahr ist bei mir ein kräftiges "Entrümpeln" angesagt, immer wieder schwer, aber es gibt ja Schränke, in denen man so manches Angefangene vorübergehend "einfrieren" kann.
Mit herzlichen Grüßen
Gabi
PS: Der Hut ist ja ein Mordsgigant-super!

lavendelsocken hat gesagt…

liebe jana,
der tag hat nun mal nur 24 stunden und die nacht nur 12 zum schlafen ;O) aber mal im ernst... leider kenne ich dein problem nur zu gut und aus erfahrung weiß ich, dass es schwer ist allem gerecht zu werden und manchmal einiges auf der strecke bleibt, aufpassen muss man nur was bleibt und gegebenenfalls schnell die notbremse ziehen... mein unkraut kann wachsen, aber wenn der hund traurig mit seinem spielzeug neben meinen färbetöpfen sitzt oder die katze mit meinen stricknadeln abhaut, mein mann vergeblich auf essen wartet, weil ich überstunden schiebe, sollte man doch aufwachen und sich mal zeit nehmen und schauen was wirklich wichtig ist im leben... ich habs gemacht und bin echt froh drüber, es hat zeit gekostet, die ich aber jetzt wieder über hab ;O)
lg sandra

Pam de Groot hat gesagt…

Hey I recognise him! So beautiful. You need to find a man to photograph in it. Perhaps the inspriration was larger than life too.
Love Pam

Mira hat gesagt…

Liebe Jana, weil ich das mit der Zeit und dem Leben und überhaupt so gut kenne, habe ich jetzt deinen Eintrag auch nur überflogen und da sprang mich die Wortgruppe "Samenstände vom Sauerampfer" an. Das habe ich vor 2 Sommern ausprobiert. Es gab einen wunderbaren Goldton.
Viel Spaß beim Sammeln und natürlich beim Färben.
Liebe Grüße
die Mira

Strickstube hat gesagt…

Liebe Jana
Lass dich von Nichts, und Niemandem drängen, mache das, was du gerade für richtig findest in diesem Moment.

Mich begleitet u.a. seit Jahren der Satz... Prioritäten setzen... wenn ich im Moment gerade finde, ich bräuchte mal mehr Zeit für mich persönlich, dann hat dies eben gerade Priorität...

Wunderschön sind immer all die Arbeiten/Fotos, und deine Texte, die du hier reinstellst...

ich wünsche dir eine schöne Zeit...

und grüsse dich herzlichst
Hilde

wolltrunken hat gesagt…

Liebe Jana!

Das kommt mir nur allzu bekannt vor. Mir hat ein Ereignis vor ein paar Wochen die Augen geöffnet: Ein Färbetopf blubberte im Wintergarten vor sich hin, die Eieruhr klingelte, ich hätte also die Kochplatte abdrehen müssen. Gleichzeitig kam eine Anfrage für Schmuckmaterial herein. Darüber vergass ich völlig die Färbung. Als ich zwei Stunden später zufällig noch einmal in den Wintergarten musste, war das Wasser bereits auf 15 cm heruntergekocht. Gerade nochmal glimpflich ausgegangen, aber das hat mir doch zu denken gegeben.

Andererseits wurde neulich eine Freundin von ihrem 17-jährigen Sohn begleitet, dem in den Ferien einfach nur öde war - da habe ich dann doch lieber zu viele Ideen...

Liebe Grüße

von Birgit